Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Von S. Auguſtin. 245

erweist fich die Anſicht, der- Vogel ſei zu dumm, um zu unterſcheiden, ob er einen Kieſel oder verdauliches Futter verſ<lude, als irrig. Die Kieſel dienen in ſeinem Magen, iwie der Sand in dem der Tauben, als mechaniſches Ver= dauungsmittel, und wenn der Strauß, der allerdings ge= fräßig iſt, aber au< viel Nahrung bedarf, vom Hunger getrieben nicht verſ<mäht, ſeinen Magen mit unverdaulichen Dingen zu füllen, ſo erweiêt er ſi< dagegen da, wo er reihli< mit Futter verſorgt wird, geradezu als Fein= ſ<me>er. Jn den Straußenfarmen füttert man die jungen Thiere mit geha>œem Klee und Gras, ſowie mit Mais= förnern; die älteren Thiere ziehen Mais, wovon ſie in= deſſen nur wenig bekommen, und die zerſtampften , durch Abſengen von ihren Stacheln befreiten fleiſchigen Blätter des Feigenktaftus (cactus opuntia) — eine Pflanze, die in Südafrika in Maſſe wild wächst und nichts koſtet, als die Mühe des Einſammelns — jeder anderen Koſt vor.

Wie alt der Strauß werden kann, wenn feinerlei Un= fall ihm zuſtößt, iſt zur Zeit noh nicht ermittelt. Manche Züchter, die ſeine Lebensdauer nach der Zeit beurtheilen, welche er zu ſeiner Entwi>elung bedarf, ſprechen ihm ein Duxchſchnittsalter von fünfundzwanzig, andere von fünfzig Jahren zu, und wahrſcheinlich kommt lehtere Shähung der Wahrheit nähex.

Der vollkommen au2gewachſene Strauß, welcher von den Zehen bis zum erhobenen Kopf dritthalb Meter mißt (die Weibchen find etwas kleiner und ſchwächer), bietet all= jährli<h nur eine Federernte, doch wiſſen die ſüdamerikaniſchen Farmer drei Ernten in zwei Jahren zu erzielen,