Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Georg Hartwig. 39

es freilich niht, wie Sie wohl in der Reſidenz zu trinken gewohnt waren.“

Der Schalt ſpielte ſofort um Irma’s Lippen. „Jh lernte ſchon in der Schule, daß der e<te Pecco niemals in den Handel fommt, ſondern ledigli<h von Seiner i= nefiſchen Majeſtät und dero höchſten Zopfträgern genoſſen wird, auêgenommen wenige Pfunde, welche zu Geſchenken für gefrönte Häupter beſtimmt find.”

„O, das iſt ja äußerſt intereſſant, “ lächelte die Apothekerin wüthend. „Was man von ſol<? einer jungen Frau nicht Alles lernen kann! Wie iſt Jhnen denn dex geſtrige Markt=z gang bekommen ?“

„Vortrefflih! Die erhandelte Ente —“ hier fiel ihr das drollige Genrebild ein und ſie lachte frößlih auf „wax ausgezeihnet! J< werde von nun an gewiß öfter mich auf dem Marft ſehen laſſen!“

„Vielleicht,“ fiel Meiſchi> ruhig ein, indem ex ſi<h zur Bürgermeiſterin wandte, „haben Sie die Güte, meiner unerfahrenen kleinen Frau bei deren Einkäufen mit Jhrem Rathe beizuſtehen ; es war bereits geſtern ihr Wunſch.“

Jrma biß ſich auf die: Lippen. „Aber ih bin leider eine ſehr ungelehrige Schülerin und ih fürchte, Jhre Gez duld auf harte Proben zu ſtellen.“

„O, nicht doch, liebe Jrma! Es macht Dix immer Spaß, Deine Schwächen zu übertreiben.“

„Nun, wix werden ja ſehen,“ lächelte die Bürgermeiſterin gnädig, während Frma über und über vor Mißbehagen erröthete.

Snzwiſchen hatten ſämmtliche Damen ihre weißen Hand-

Bibliothek. Jahrg. 1886. Bd. 1, 2)