Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Georg Hartwig. 35

der Damen mißbilligend den Kopf ſ<hüttelte und das Handwerf mit verdoppeltem Eifer fortſeßte.

Der lebhafte Disput hatte die im Nebenzimmer ver= einte Jugend an die Thüre gelo>dt, und wenige Augen= blice ſpäter ſtanden ſämmtliche unvermählte Sittlingerinnen von ihren Courmachern verlaſſen da. Um Jrma’s Seſſel gruppixte fich ein dichter Kreis von Bewunderern , welche jedes Wort der ſchönen Frau wie eine Art Offenbarung hinnahmen.

So langweilig Juma die ihr geſpendeten Huldigungen au fand, heute erduldete fie dieſelben ſtandhaft im Hinz bli auf die erlittenen Kränkungen und die neidiſchen Geſichter ihrer Widerſacherinnen. Es gewährte ihr eine förmliche Wonne, ſi alſo an dex Apothekerin zu rächen, iwelche mit mütterlichem Geierbli> ihre einſamen Töchter an der Thürſchwelle umfaßte. Daneben beobachtete ſie mit innerem Jubel eine alternde Jungfrau, welche ſich vergeb= li bemühte, einen Kneifer auf ihrer eingedrü>ten Naſe balanciren zu laſſen. Ach, hätte fie nux Bleiſtift und Papier zur Stelle gehabt!

So aufgeheitert gab Jrma ſich ganz ihrem lebhaſten Temperament hin. Scherz und Jronie perlten von thren rofigen Lippen, zuweilen unverſtanden von den begeiſtert Lauſchenden, meiſt aber dur< bewundernde Zurufe gelohnt.

„Thun Sie um Gottes willen dieſem Treiben Einhalt,“ flüſterten giftige Zungen der Wirthin zu. „Was ſollen die jungen Mädchen davon denken! Nicht einmal die Handſchuhe hat ſie au2gezogen. Sehen Sie, ſchen Sie den ausgeſ<hnittenen Schuh, ebèn hat man den ganzen Fuß