Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Novelle von G. Höter. 147

während des Sprechens machte, wieſen darauf hin, daß er in exkluſivſter Geſellſchaft nicht eben aufgezogen war. Daz gegen athmete fein ganzes Weſen männliche Feſtigkeit, und man ſah es ihm an, daß er weder mit ſi ſpaſſen, no<h ſich ſo leicht in die Jrre führen ließ.

„Alſo Sie wollen Jhren Vater ſchon wieder verlaſſen?“ meinte in nachläſſigem Tone Helene, welche ein himmelblaues, eng an den ſchlanken Körper ſih anſchmiegendes Hausfleid mit weißem Spißenbeſaß und Sanimetſchleifen trug. Dabei machte ſie ſih mit dem’ breiten Bande ihres weißen Strohhutes zu ſchaffen, der ihr allerliebſt genug zu Geſicht ſtand.

Dex junge Mann ni>te. „Mein Vater meint, man könne nie genug lernen. J<h hatte freilih vor, ſchon jebt ein Juweliergeſhäft in der Stadt unten zu begründen, aber nah dem Willen meines Vaters trete ih noch vor= hex eine halbjährige Reiſe nah dem ſüdlichen Ungarn, den Donauſtaaten und der europäiſchen Türkei an. Es gibt dort geſchi>te Steinfaſſer, und in den Klöſtern iſt manches koſtbare Stück alter Goldſchmiedekunſt zu ſchauen, von welchem man lernen kann.“

„Lieber Himmel, Wilhelm, dann haben Sie ja die halbe Welt durchreist.“

„Wenigſtens kenne ih dann die europäiſchen Länder ſo ziemlich,“ entgegnete der junge Mann beſcheiden.

„Und Sie wollen morgen früh {hon abreiſen ?“

„Mit dem exſten Zuge.“

„Nun, daun reiſen Sie recht glü>li<h. Väterchen {läſt gerade, ſonſt würde ex Jhnen gewiß gerne au<h Adieu geſagt haben.“ ö