Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Novelle von G. Höller. T49

es geſchah. Zum Anderen ſah ſie in Wilhelm Knorr auh nicht den herangereiften Mann, ſondern vox ihrem geiſtigen Auge ſtand no< immer der gutmüthige, aber etivas täp= piſche Burſche von ehedem.

Helene alſo ſchaute den jungen Mann befremdet an und fagte in nicht eben ermunterndem Tone: ,, un, Sie haben noch etwas zu ſagen, Wilhelm ?®

Sn dieſem Augenbli>e machte Wilhelm Knorv wirklich wieder den unbeholfenen Cindru> feiner Knabenjahre. Ex hob haſtig den Blik zu dem ſ{hönen jungen Mädchen und ließ denſelben ebenſo {nell wieder ſinken.

„In dex That, Helene, ih wüßte wirklich no<h etivas wenn Sie mix niht böſe wären —*“

Das junge Mädchen achtete gar nicht auf das Sonder= baxe des Anfanges; es ſchaute nux beſorgt nach der Garten= thüre, wo ſich zum Glü> dex junge ungariſche Edelmann noh niht bli>en ließ.

„Und was wäre dies?“ frug ſie beiläufig, ohne viel über ihre eigenen Worte nachzudenken.

Wilhelm Knorr athmete tief auf und ritlte ſeinen eiſernen Gartenſtuhl etwas näher zu dem ſchönen Mädchen.

„Sehen Sie, Helene,“ begann ex, ſih ein Herz faſſend, „iG bin ſhon weit herum gekommen in der Welt und habe mancherlei exlebt und exfahren; aber trobdem ſind mix die Eindrücte meiner Kindheit no< immer unvergeßli, und ob ih in Paris oder in Holland weilte, immer trug ih nux das Bild eines Mädchens im Herzen. Sie werden ſchon exrathen haben, wen ich meine, Helene, denn