Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Novelle von G. Höfer. 153

Hiße iſt. Selbſt unter dem ſchattigen Nußbaum wurde es unerträgli<h heiß, und Helene ließ bald das Buch auf ihren Schoß zurü>&ſinken und ſchaute träumeriſch mit halb= geſchloſſenen Augen gegen den Himmel. Einzelne Müden ſummten durch die heiße Luft, und hier und da gaukelte ein naſeweiſer Schmetterling von Blume zu Vlume.

Helene wurde müde und wäre wohl ganz eingeſchlafen, wenn nicht plößlich die Gartenthüve geknarrt und der fieê= beſtreute Weg unter einem leichten, flüchtigen Schuitt ge= fnirſcht hätte.

Es wax ein junger Mann in tadelloſer Toilette, wel= Gex in den Garten trat. Fm Gegenfaß zu Wilhelm Knovr war ex ſ{ön zu nennen, denn ſein Antliß wies regelmäßige Züge von ſeltener Formvollendung auf, aber es lag etwas Süßliches und Geziertes darin, und der glänzend {warze Schnurrbart, welcher die prächtig weißen Zahnreihen zur Hälfte beſchattete und in kunſtvolle Spiben gedreht war, verſtärtte dieſen Ausdru> nux no< mehr.

Helene fuhr haſtig aus dem Halbſchlaf in die Höhe, als fie die herannahenden Schritte hörte, und als ſie den jungen Mann erkannte, umſpielte ein verſhämtes Lächeln ihren Mund.

„Jh ſtöre wohl,“ ſagte der Baron v. Myloſcz mik wohlflingender Stimme, deren fremdländiſche Accentuirung ſchon bei dem euſten Worte ſtark hervortrat, und als er die abwehrende Handbewegung des jungen Mädchens ge= wahrte, ſete ex verbindlih hinzu: „Um ſo beſſer, dent daß Sie es nux wiſſen, es hat mi< ordentlich Hergezogen in Jhren ſchönen, traulichen Garten, welcher ſo viele ſchöne