Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

154 Das Herzblättchen,

Blumen hat und von denen ih eine weiß, die mix die allexſhönſte däucht.“

Dabei beugte ex ſi< zu dem jungen Mädchen nieder und küßte ihr zuvorkommend die Hand. Helene ließ es willenlos geſchehen, aber ſie konnte niht verhindern , daß währenddem eine glühende Röthe ihx Antliß bis dicht unter die Schläfe verdunkelte.

„Wie reizend Sie ſich wieder gekleidet haben,“ fuhr der junge Baron in ungezwungenem Konverſationstone fort, während ex ſich unaufgefordert zur Seite des jungen Mädchens niederließ, als-ob ſich dies von ſelbſt verſtände. „Zh liebe Blau, es iſt die Farbe dex Milde und der Treue und zuglei<h der Grundton meines ritterlichen Wappens.“

„Sie ſpotten, Herx Baron.“

„SO ſpotten? Ueber Sie ſpotten, mein gnädiges Fräu= ſein? Glauben Sie mix, ih bin niemals weniger zum Spotten aufgelegt geweſen, als am heutigen Tage.“

„Und warum gegen Jhre Gewohnheit ſo ernſt, Herr Baron?“ frug Helene, während ſie befangen das Buch von ihrem Schoße aufnahm und zerſtreut in demſelben zu blättern begann.

„Sh habe Nachrichten aus meiner Heimath empfangen,“ ſagte Myloſcz in ſ{hwermüthigem Tone, „i<h werde bald abreiſen müſſen von hier.“

„Abreiſen?“ rief Helene erſhre>t.

„Îa, abreiſen, das iſt ſehr traurig, niht wahr?“ ent= gegnete der junge Mann, indem er ſeinen Blik auf dem ſ{<önen Antliß des jungen Mädchens ruhen ließ, „es gibt

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