Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

156 Das Herzblättchen.

deſſen Flügelpaar die Sonne vergoldete, Sie fühlte im Junexen das Vexrfängliche in dex Aeußerung des Barons wohl, und ihr feiner Takt gebot ihr Schweigen. Es war ihr zwar zu Muthe, als ob das Herz in ihrer Bruſt leiſe erbebte, aber dann beſann ſie ſich und dachte, was der Baron ihr wax und ihr ſein konnte. Er hatte ihr viel erzählt von ſeinem Heimathlande, und ſeinen Schilderungen nah war ex ein reicher, unabhängiger Magnat. Das bürgerliche deutſhe Mädchen konnte ihm nichts ſein, das fühlte Helene in ihrem Herzen wohl und eine unſägliche Bitterkeit wollte ſie darüber beſchleichen. Ueber den Werth oder Unwerth des Barons als Mann hatte ſie bishex no< niht weiter nachgedacht, fein wohltönender Name und das Beſtechende ſeines Aeußeren hatten ſie gefangen genommen. Sie wußte ſi<h den Widerſtreit ihrer Gefühle ſelbſt nicht zu deuten und ſchwieg. Der Baron dagegen fuhr fort mit ſeinen Klagen; er ſpra<h weichli< und fentimental, aber beſtri>end und verführeriſ<h für ein unexfahrenes Mäd= chenohr.

Zum Glück kam Meiſter Müller in Begleitung ſeines Freundes, des Schloſſermeiſters, in den Garten, Der Baxon verbeugte ſih nur leiht und blieb vornehm auf ſeinem Plate ſiven. Helene dagegen ſprang auf von der Bank und eilte begrüßend den beiden Männern entgegen.

Das Geſicht des biederen Schloſſermeiſters verfinſterte ſich, als er den Elegant bei dem jungen Mädchen gewahrte. Ex ſtieß den Meiſter Müller derb mit dem Ellenbogen in die Seite, um damit ſein Mißfallen auszudrücten, aber der Alte ſchien ihn niht zu verſtehen, ſondern war erſichtz

; Zi ODDS