Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Novelle von G. Höcker. 159

„Durchaus nicht,“ entgegnete Knorr, ſich auf ſeinem Stuhle zurü>lehnend, indem ex die Hände gemüthli<h über dem Leibe zuſammen faltete. „Aber ſo ſeid Jhr Väter heirathëluſtiger Töchter alle. Weil ſo ein Süßholzraspler dem Töchterchen ein paar fade Schmeicheleien auftiſcht, glaubſt Du gleich, er habe reelle Abſichten.“

„Ja, die hat erauch, “ bekräftigte Meiſter Müller hartnäig.

„Du biſt ein alter Narr, nimm mir's nicht übel. Das iſt doh ſo klar wie das helle Sonnenlicht, daß ein Mann von altem Adel Deine Helene nimmermehr Heirathen tvird.“

„Und warum niht?“ rief Müller in gereiztem Lone und ſehte ſich kampfbereit zurecht.

„Weil ex Baron iſ und Du das Leimpfännchen biſt.“

Meiſter Müller ſprang zornig von feinem Stuhle in die Höhe.

„Donnerwetter! Laß? Deine ewigen Auſziehereien !“

„So exeifere Dich doh nicht, ih habe Dich keinenfalls beleidigen wollen. J<h habe Dix vor langen Fahren {hou geſagt, daß Du Dein „Herzblätt<hen* niht fo gänzlich ver= ziehen mögeſt, aber Du haſt in Deiner Affenliebe natir= li niht darauf -gehört. Nun gut, es hat Dich Dein und niht mein Geld gekoſtet, und all’ die guten Schoppen, die Du Dix vom Munde haſt abſparen müſſen, habe ih in aller Gemüth8ruhe trinken können. FJeßt aber ſtehen die bekannten Vierfüßler wieder ant Berge. Du biſt das Leium= pfännchen — unterbrih mich niht, ih will Dich nicht beleidigen, ih habe es Dix ſchon einmal geſagt — Und haſt Dix durch ein ſorgenreiches Leben gerade ſo viel Geld geſpart, daß Du behaglich durchkommen kannſt, das iſt ja