Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Novelle von G. Höfer. 185

war gar niht böſe darüber und ging ganz vergnügt fort, viel vergnügter, wie damals vor zwei Jahren. Er kam auch ſhon am anderen Tage wieder und diesmal weinte zwar Helene auh, aber ſie hing dabei an ſeinem Halſe und ein glil&licher Schimmer verſchönte ihre bleichen Züge.

Als der Mai abermals einzog -mit all’ ſeiner Pracht und Blüthenherrlichkeit, da tauſchte Helene den ehelichen Treuſchwur mit Wilhelm aus. Dieſes Mal trat ſie ernſt und mit dem Bewußtſein der übernommenen Pflicht in die neue Che.

Sn dem traulichen Schweizerhauſe blieb ſie mit ihrem Gatten wohnen, denn der Schloſſermeiſtex hatte es ſeinem Freunde abgekauft und dem Sohne zur Hochzeit2gabe ge= ſchenkt. Und merkwürdig, all’ die vornehmen Bekannten in dex Stadt, die über ihre Heirath mit dem Baron ſo ſonderbar die Achſeln gezu>t, jeht drückten ſie ihr, wenn ſie ihr begegneten, herzli<h und mit guten Worten die Hand.

Meiſter Müller aber hatte einen unbeſchreiblih wonnigen Lebenëabend. Es dauerte nicht lange, da hatte er ſein Herzblättchen verjüngt auf dem Arme und durfte oie ver= klärt in herzige blaue Augen ſ{hauen. Manchmal hielt es ihn niht und er wollte anfangen, für die Kleine ſchon wieder Lebenspläne zu entwerfen. Abex dazu lachte der alte Stloſſermeiſter nur gutmüthig, denn er wußte, daß ſein Sohn den richtigen Mittelweg ſchon finden werde.