Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

184 Das Hevrzblättchen.

Meiſter Müller ſeufzte tief auf. „Du kannſt mix nicht Helfen.“

„Dho, warum nit, i< bin fein armer Schlukex.“

„Das weiß ih wohl, aber es wäre niht recht von mix gehandelt, wenn i<h Deine Hilfe in Anſpruch nehmen wollte. Meine Lage ſind gezählt, und i< bin zu alt und [<wa<h geworden, als daß ih dur< Berufsarbeit noch etivas Nennenswerthes verdienen könnte, dann ſind auch die Zeiten andere, wie früher.“

Da faßte der Schloſſermeiſter vertraulich ſeinen Freund beim Arm und ſah ihn mit pfiffigem Schmunzeln an.

„Höre ‘mal, zum Kupplex bin i< verdorben und von dex Diplomatenkunſt habe ih au< wenig genug los. Aber mein Wilhelm hat es mix aufgetragen, ih ſoll es Dix doch einmal ſte>en, ob ihm Deine Helene noh immer nicht ſreundlicher geſinnt iſt, wie ſrüher.“

„Dein Wilhelm?“ rief Meiſter Müllex mit einem be= ſtürzten Geſicht. „Davon habe ih ja gar nichts gemerkt.“

„Na, das muß doch ein Stocfblinder ſehen, daß er die Helene von Herzen gern hat. Und ein tüchtiges, ſelbſt= ſtändiges Geſchäft hat er doh auh, und ein blibſauberer Kerl iſt er auch, das muß i< wiſſen, denn er iſt beinahe ſo hübſch, als ih früher geweſen bin.“ Dazu lachte der alte Knabe laut auf.

Als furze Zeit darauf vom Gerichte die Scheidung He= ſenens von ihrem unwiirdigen Gatten ausgeſprohen wurde und wenige Wochen ſpäter Wilhelm Knorr der jungen Frau ſeine erneuerte Werbung vortrug, weinte Helene laut auf und verließ ſ{lu<zend das Zimmer. Wilhelm aber

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