Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Von Haſſo Harden. 159

Natürlichkeit der Darſtellung zeigen, die erſtaunlich ex= ſ<eint. Skizzen zu Glasmalereien, zahlreiche Altarflügel und Orgelthiixen mit Darſtellungen aus dex bibliſchen Ge= ſchichte beweiſen ferner die Vielſeitigkeit und vox Allem die emſige Thätigkeit des kaum vierundzwanzigjährigen Künſt= ſexs. Und es mochte Noth thun, daß er Stift und Palette fleißig handhabte, denn die Bezahlung für die einzelnen ſeiner Werke war niht bedeutend und ex hatle ſich ſchon frithzeitig einen eigenen Hausſtand gegründet. Frau Cls= beth — wix kennen ihren Vaterênamen niht mehr ſcheint eine junge Wittwe geweſen zu ſein, als Holbein ſie um das Jahr 1520 heimführte. Es iſt eine heute all= gemein gewordene Annahme, daß ſie ihm für fein erſtes, wenig Jahre ſpäter entſtandenes Madonnenbild, gewöhnlich die Madonna von Solothurn genannt, weil ſie ſi<h im Beſißz eines dortigen Privatmannes befindet, als Modell der heiligen Jungfrau gedient habe, während er für den Chriſtus= fnaben ebenfalls ſein eigenes Kind zum Vorbild nahm. Großartige Kompoſitionen zu Holzſchnitten für das alte und neue Teſtament bildeten gleichſam die Vorarbeiten zu einem der berühmteſten Holbein'ſhen Werke, zu ſeinem Todtentanz. Jn dieſen Bildern vom Tode, deren Anzahl nach und nach auf achtundfünfzig Blatt ſtieg, behandelt Holz bein den im Mittelalter beliebten Vorwurf von der Allgewalt des Todes und der Nichtigkeit alles Jrdiſchen in ganz neuem Geiſt, zeigt mit furchtbarer Jronie, wie der Tod unter den mannigfaltigſten Verhältniſſen, ohne Achtung vor Stand, Rang, Reichthum, mitten in's Leben hineingreift, ſein Opfer fortreißt, und findet in dieſer Form Gelegenheit zu ſ<neiden=