Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

224 Allerlei Jutereſſantes aus deutſchen Archiven.

reitet, welche na< Entfernung der Haare exſt in Kalk= waſſer eingeweiht, dann aufgeſpannt und nach wiederholter Bearbeitung mit Kreide und Bimsſtein getro>net wurden. Begreiflicher Weiſe war dies Material zu koſtſpielig, um in verſchwenderiſcher Weiſe verwendet zu werden, und es iſt dies wohl mit ein Grund dafür, daß ſo wenige Privat= dokumente aus älteren Zeiten in den Archiven zu fin= den ſind, und daß die wenigen, die ſi< finden, meiſt auf außerordentli< kleinen Pergamentſtücchen geſchrieben ſtehen. Nichtsdeſtoweniger war es Gebrauch, bei Doku= menten nur die Fnnenſeite der Pergamenthäute zu beſchrei= ben, während das Schreiben auf beiden Seiten nur bei den Blättern in Regiſtern, Rehnungsbüchern und längeren Manuſcripten üblich war.

Auch in den fürſtlichen Kanzleien machte ſich die große Sparſamkeit in der Verwendung des Pergaments eine Zeit lang geltend. Unter den deutſchen Kaiſern ſind es beſonders Friedri<h LT. und Heinri<h IV., deren Uxkunden eine ſehr kleine Form auſweiſen, während mit Heinri<h VIL der Gebrauch großer Häute wieder mehr auffam.

Die zunehmende Schwülſtigkeit des Kanzleiſtyls einer= ſeits, die an Ausdehnung gewinnende Verwendung des Lumpenpapiers andererſeits mochten Urſache ſein, daß namentli<h ſeit Beginn des 14. Jahrhunderts mit dem Pergament minder ſparſam umgegangen wurde als früher. Eo fommen z. B. päpſtliche Bullen aus jenem Jahr= hundert vor, die mehr al3 einen Meter breit und faſt einen Meter hoh ſind. Auch ſind Privatdokumente aus jener Zeit in ziemliher Menge auf uns gekommen.

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