Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Von Pr. Weiß- 225

Wie bekannt, blieb das Pergament auch nah der Ein= führung des Lumpenpapiers, und zwar bis in unſer Jahr= hundert, für alle wichtigeren Dokumente in Verwendung. Was die Form der Pergamenturkunden anbelangt, ſo ſind dieſe meiſt rehte>ig und haben ihre größte Ausdehnung in der Breite. Der untere Rand iſt umgeſchlagen bis an die lehte Zeile der Schrift, und in dem umgeſchlagenen Rande finden ſich ſo viele Schliße, als die Uxkunde Siegel trägt. Durh die Schliße ſind ſ{<hmale Pergamentſtvreifen ge= ſchoben, und die Enden dieſer Streifen dur<h das Siegel vereinigt.

Oft trägt der Pergamentſtreif, an welhem das Siegel hängt, den Namen des Siegelnden. Doch muß man in ſolchen Fällen niht wähnen, eigenhändige Unterſchriften vor ſi zu haben. Die Namen wurden lediglich vom Aus= fertiger der Urkunde beigefügt.

Außer Urkunden in dex beſchriebenen Form kommen in den lebten Jahrhunderten auh ſole in Heftſorm vor. Hier ſind dann die Pergamentblätter auf beiden Seiten beſchrieben und die Siegel hängen an den Schnüren, welche die Hefte zuſammen halten. Auch Urkunden mit aufgedrü tem Siegel kommen nicht ſelten vor.

Wie oben bereits angedeutet wurde, fand eine aus= gedehnte Verwendung des Lumpenpapiers erſt ſeit der erſten Hälfte des 14. Jahrhunderts ſtatt. Von da ab finden ſich mehr und mehr faſt alle Urkunden: Konzepte, Akten, Rechz nungsbücher, ja ſelbſt ſehr viele Privaturkunden auf Papier.

Das erſte Lumpenpapier war faſt durchweg weiß und dier als unſer gewöhnliches Pa>papier, hatte ſehr dike

Bibliothek. Jahrg. 1886. Bd, XITk. T5