Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

228 Allexlei Jnteveſſantes aus deutſchen Archiven,

erſcheint, weil ſie der heutigen Schrift ferner ſteht und au< zahlreiche Abkürzungen das Leſen erſchweren, ſo erſcheint ſie dem Auge doch viel gefälliger, als die lang= gezogenen Krabfüße des 18, Jahrhunderts.

Wir kommen nun zu den Sigillen und Unterſchriften. Beiläufig erwähnt haben wix bereils, daß die Sigille theils angehängt, theils aufgedrückt ſind. Der Gebrauch des Aufdrückens iſt älter, als der des Anhängens, hat \i< aber neben dem leßteren ſtets erhalten, wenn auh vor= wiegend nux für minder wichtige Urkunden. Jn älterer Zeit ſind die aufgedrüctten Siegel meiſt auf einem geößfz neten Kreuzſchnitt in der Urkunde angebracht, ſo daß das Wachs vorn und hinten ſichtbar iſt ; ſpäter findet ſich dieſer Gebrauch jedoch ſelten.

Die angehängten Sigille, welche beſonders ſeit Mitte des 12, Jahrhunderts vorkommen, hängen gewöhnlich an Pergamentſtreifen, doch kommen auch lederne Riemen oder Leinwwandſtreifen vox, und namentli<h ſeidene Schnüre, welch? lehtere u. A. auh bei den deutſchen Kaiſern ſeit dem 15. Jahrhundert im Gebrauch waren, und zwar erſt ſchwarz mit gelb, dann — ſeit Karl V. — ſ<warz mit Gold. Die Verſchiedenheit der Bänder, beziehungsweiſe Schnüre, ſollte mehr oder minder dem Stande dex ſiegelnden Perſonen Ausdru> geben, ja mitunter auch der Natux des Gegenſtandes der Urkunde; wie denn bei den pupſtſichen Bullen ſeidene Bänder die Bewilligung einer Gnade, Schnüre einen Alt dex Strenge anzeigen ſollten. Es ſcheint indeß, daß wir es hier nicht mit feſtſtehenden Regeln zu thun haben, wenigſtens fommen viele Abweichungen vor.

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