Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

38 Dex Teufelsmedikus.

Die Geldgeſchäfte der hohen Frau lagen ſeit einiger Zeit in Antonio's Händen, und er war in dieſer Hinſicht auch ſo tüchtig, wie der regierende Herr ihn gegen Burkard gerühmt.

Als anderen Tages der Markgraf Chriſtoph mit ſeinem Arzte einen kleinen Spaziergang im Walde oberhalb dex Burg machen ſollte, ließen ſich, gerade als dex kranke Herr auf Burkard's Arm geſtüßt ſeine Stube verlaſſen wollte, Graf Antonio und Signox Torbelli anmelden. Sie ſeien im Auftrage der Frau Markgräfin erſchienen, ſagte Urſula, welche die Herren geſprochen hatte.

„So müſſen ſie die Gewogenheit haben, wiederzukommen, ſobald der Herr Markgraf zurü>gekehrt iſt, ſagt es ihnen, Urſula, und daß der Herr Markgraf ungeduldig ſei, hinaus zu gelangen,“ entſchied Burkard Keller.

„Dex Unverſchämte! Mich, des Markgrafen Vetter ab= zuweiſen, weil es ihm beliebt!“ murmelte Antonio gallig und ſein Zorn wuchs, als Urſula ihm bedeutete, es müſſe Jeder dem Herrn Chriſtoph aus dem Wege gehen, da er niht ſelten über den Anbli> Fremder in Zorn gerathe.

Bald darauf führte Burkard Keller den alten Herrn, der ſogar in feinem langen pelzgefütterten Sammetro> noh frox, hinaus in die Sonne, welche warm auf dem grünen Waldmoos lag und tauſend Keime hervor lote.

In den leidvollen dunklen Augen Markgraf Chriſtoph?s wollte aber keine Freude an dem Frühling aufleuchten. Still und träumeriſch ſchritt ex, geſtüßt auf ſeinen Arzt, umher und ſchien überall kabbaliſtiſhe Formen und Zeichen

SSA