Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

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Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 39

zu leſen, welche dem das große Geheimniß enthüllten, der ſie zu: deuten verſtand, und wonach er mit unendlicher Qual ruhelos ſuchte.

Um ihm ein Spielzeug zu geben, hatte Burkard ein aus vielen Theilen zuſammengeſehtes Stabmaß machen laſſen, und damit bildete der alte Herr denn jene ihm vor=ſchwebenden Zeichen nah, um Burkard an ihrer Deutung helfen zu laſſen.

Bei dieſer Beſchäftigung trafen ſpäter Antonio und Torbelli den Markgrafen, als ſie kamen, ihn „auf Befehl der Frau Markgräfin“ zu ſehen.

Was will der Menſch bei mir?“ fragte der Kranke, der Antonio erkannte, auf Torbelli zeigend.

„Es iſt ein hochberühmter frommer Arzt, Oheim, welchen die hohe Verehrung zu Euch führt, die Jhr weit und breit genießt,“ erklärte Oettingen.

„Vergebt, durchlauchtigſter Herr,“ fagte jezt Torbelli, „daß ih wage, Euh zu nahen. Mir ſind geheime Heil= kräfte bekannt, welche Euh, vereint mit den dringlichen und inbrünſtigen Gebeten Eures geringen Dieners, in kurzer Friſt aus den Klauen der teufliſhen Dämonen erlöſen werden, mit welchen Eure arme geplagte Seele ringt. Ohne Gebet iſt fein Heil und keine Heilung! Nicht die Werke der Finſterniß werden Euch erretten, wie hier das Spiel mit dieſem Zauberſtabe.“

Dem Markgrafen Chriſtoph, der zuerſt mit ſtarrem Staunen dem Predigtton des ke> auftretenden Jtalieners gehorcht, wurde die laute befehlende Stimme, die da auf ihn einredete, peinlich; ſeine Züge begannen unruhig zu zu>en.