Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 63

Je weiter der Morgen vorrü>te, rhe ihr verlobter Bräutigam ſich bei ihr ſehen ließ, um ſo aufgeregter und gereizter wurde ſie, und als nun gar Hubert Keller, der niht, wie ſein Bruder, bis tief in die Nacht hinein wach geblieben war, früher erſchien als Burkard, und mit freund= licher Herzlichkeit ſich na< der Urſache von Fſa's auf's Neue hervorſchießenden Thränen erkundigte, da klagte ſie ihm untex Weinen und Schluchzen, wie Burkard ihr ſhon lange untreu ſei ünd dies bewieſen habe durch ſeltenes Kommen und kalte, nachdenkliche Launen,

„Jh glaubte ihm Alles, was er zu ſeiner En OuE gung ſagte, denn wie ſollt ih daran denken, daß es ſo ſchnell vorbei ſei mit ſeiner Liebe?“ klagte ſie. „Doch ge=ſtern, Jhr habt es ſelbſt geſehen, Hubert, hat ex wohl nach mix geſchaut? Hat ex wohl zu mir geſprochen wie ein Bräutigam zur Braut? Wie verhext hat ex immer wieder ſeine Blicke nah der Kordula gewendet, und wie ſie ihn verliebt angeäugelt hat, das ſ<le<te Mädchen, das habt Jhr ſo gut geſehen als ih!“

„Nichts habe ih von dem Allen gemerkt, ſchöne Schweſter, eitel eiferſüchtige Einbildung iſt's, was Jhr ſahet und ſaget, und auslahen will i< Euch mit dem Brudex zuſammen, daß Jhr fo ein thöriht Mägdlein ſeid, Euch ſelbſt die Feſttage ſol<hergeſtalt zu verderben !“ ſuchte ex ſie lachend zu beruhigen.

Doch Jſa lachte nicht, ſie ſah ihn eruſt und bittend an, daß ihm der bange Ausdru> ihrer Rehaugen zu Hexz zen ging. Dann ſagte ſie: „Jhr wollt mi<h nux tröſten, Hubert, Jhr ſeid lieb und gut, aber glaubt mir, die Kor=