Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

62 Der LTeufelS8medikus.

muß, aber es ſoll ſein, ih will der Jſa mein Wort hal= ten, kein Menſch foll fagen, daß Burkard Keller ein Treubriichiger iſt!“

Er ſtand auf, feſt und ſtolz das Haupt erhebend, aber dann ſchauderte er zuſammen, wie vox dem Tode.

„Betet, Herr, daß die Heiligen Euch ſtärken, es iſt ſhre>li<, was Jhr vorhabt, man kann ſo eine Liebe nicht ausreißen, wie ein Pflänzlein.“

„Und wenn's ſelbſt mein Leben koſtet, ih muß, ih will!” ſagte ex mit blaſſen Lippen und zornigem Ton.

So trennten ſie ſih, und Urſula ſaß ſchlaflos bis zum Zagesgrauen auf ihrem Bette, in heißer Angſt Roſenkranz um Roſenkranz betend und ſich voll Jnbrunſt bekreuzend.

Burkard Keller ſeufzte, als er ſi< in ſein Kämmerlein begab, tief auf. „Es muß ſein, i< muß nux ernſtlich wollen, die Zſa hat mein Wort,“ ſagte ex ſich, „und der Menſch kann, was ex will !“

Dex nächſte Tag ſchon brachte des Kampfes und uner= quilichen Wortwechſels mehr als genug, um die ſieges= gewiſſe Nuhe des neuen Ritters, mehr als ihm vorher möglich geſchienen, zu erſchüttern.

Jſa v. Tietenau war viel zu jung no< und hatte troß der fürſorglichen Erziehung in den feinen Formen höfiſcher Sitte in der ſtillen und geregelten Haushaltung der Markgräfin Oltilie zu wenig Gelegenheit gehabt, ſich in der Selbſtbeherrſhung und Verſtellung zu üben, als daß ſie heute daran gedacht hätte, daß das Weinen und der Aerger ihr Ausſehen auf dem Abends ſtattfindenden Tanzſeſte im neuen Schloſſe beeinträchtigen werde.

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