Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

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Roman von Georg Hartwig. 87

ſteht Dix dafür, daß der jebige Zuſtand Deines Herzens derſelbe bleiben wird? Daß Margarethe glücli< bleibt,

“wird weniger Dein Verdienſt ſein, als das ihre, denn Du

liebſt ſie niht; ſie aber wird thre dunklen Gefühle ſehr ſ<nell erkennen lernen, ſobald Du Dix die Mühe gegeben haſt, dieſelben einmal hervorzuloÆen.®

„Meinſt Du, ich könnte je an Unbeſtändigkeit kränkeln ?“ fragte er vorwurfsvoll.

„Mein lieber Neffe, dieſes Je und Nie und Etvig ſind, ſchle<t genommen, Selbſtbetrügereien! Jm beſten Fall kannſt Du für Deine Selbftbeherrſchung einſtehen, für Deine Empfindungen nie, und dieſe wechſeln bekanntlich, wie unſere Herzſchläge und Farbe und Stimme we<ſeln. Du mußt Dich nicht ſelbſt zum Jdeal hinaufſhrauben wollen und Anderen das gleiche Wagniß zumuthen. Mar= garethe iſt cher das Gegentheil eines Jdeals. Sie wird Dich ergänzen mit ihrer Realität, vielleicht au< — und hier liegt meine Befürchtung — überſättigen damit. Hohe und höchſte Töne wirſt Du nie mit ihr anſchlagen können!“

„Um Gottes willen, Tante Käthe,“ rief ev heftig auf=ſpringend, „für wel<hen Narren hältſt Du mi<! Meinſt Du, ih habe ein ganzes Jahr Margarethens Charakter ſtudirt, um ſolch? thörichte Anſpritche “an ſie zu ſtellen ? So wie fie iſt, ſchäÿe ih Margarethe, meine Werbung iſt der höchſte Beweis davon. Und wenn Du alle anderen Triebe beweglih nennſt — ih thue "es niht und entſchuldige es nie — Dankbarkeit und Pflichtgefühl find unverrücfbar. Dieſe wird ſie unveräußerlich bei mix fin= den.“