Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Noman von Georg Hartwig. | 101

Die Marcheſa fuhr herbe fort: „Plößlich endete ein Schlagfluß das Leben meiner Mutter. Jh habe ihx nicht nachgetrauert, aber ih habe ſie beneidet. Am Lage thres Begräbniſſes trat die Domina zu mix und ſagte: „Jh habe mit den Oberen Rüſprache genommen, Du biſt nicht reif für ein Leben in Feſu. Geh? in die Welt zurüd>, die nux Kampf und Enttäuſchungen bietet, aber denke daran, daß Deiner hier ein Aſyl harrt, wenn Du an Dix erfahren haben wirſt, was mein Herz einſt bra<!“ So fam es, daß i, ein unheimlichex, furchterwe>ender Gaſt, meiner Familie zurügegeben ward. Man hatte ſich ſo ſchön daran gewöhnt, mich lebendig eingeſargt zu wiſſen, daß ein Ruf des Schre>ens meine Wiedergeburt beglei= tete. Ein gewiſſer Heiligkeitsgeruch, der mix voranging, ſowie der Verdacht asfetiſcher Kloſtergelehrſamfeit zogen der guten Baronin beinahe ein Fieber zu, als der Arzt in Florenz meinem Onkel dieſe Luftveränderung als un=abweisbar nothwendig an's Herz legte.“

„Sie waren krank?“ fragte der Graf tödtlich erſchro>en, als er die Marcheſa ihre Hände ſ{<hmerzli< gegen die Bruſt drü>en ſah. „O Gaëtannina, nux in dieſem Augen= bli noh gönnen Sie mix ein Recht, für Sie zu zittern!“

„Es gab eine Zeit,“ flüſterte ſie und eine wunderbar zarte Röthe überflog thre Wangen, „da glaubte ich, der Duft der Roſen eines verſchwiegenen Gaxtens müſſe mich geneſen laſſen, das Säuſeln freundlich ſchirmender Pinien müſſe mein fieberndes Blut kühlen, im Anſchauen weißer Lilien, den Zeugen kurzer Seligkeit, wollte ich mi< glüd>= li träumen, aus dem Rauſchen des Stromes entſ<hwun=