Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman von Georg Hartwig. 65

Hauplerforderniß zu irdiſcher Glückſeligkeit darin beruht, feine fogenannten Attachements einzugehen, weder in Freund= ſchaft no< in Liebe, wenigſtens ſollten ſie ſo loÆer ge= fnüpft werden, daß man ſie im Augenbli> des Läſtig= werdens ohne Mühe und Schmerz löſen kann. Jeder hat gerade genug mit ſi<h zu thun, und ein Thor iſt, wer no< die Leiden Anderer ſich auf die eigene Seele ladet.“

Irmengard lachte, indem ſie ſcherzend ſeine Hand er= griff. „Das ſagen Sie, deſſen Freundſchaft für mich unerſhütterlih iſt? Wollte Gott, wix hätten lauter ſolche theoretiſ<hen Egoiſten in der Welt, ſo gäbe es nux Humaniſten und Philanthropen der That!“

„n einem Falle hätte i<h- Jhnen denno<h dringend dazu gerathen. Sie waren auf dem richtigen Pfade zur Glüdſeligkeit — warum blieben Sie ihm nicht treu? Zweien Herren kann man nicht dienen, und ein Weib hat nux die Wahl zwiſchen Herz und Welt.“

„Jh weiß, Sie ſind nicht zufrieden mit mix, weil Sie hin und wieder ſfeptiſ<he Anwandlungen haben. Das Opfer, welches Freiberg mir mit ſeinem unheilbar verleßten Arm gebracht, verdient ein Gegenopfer; ſobald mein Gaſtſpiel hier beendet iſt, löſe i<h den Kontraft —“

„Mit oder ohne Freiberg's Hilfe?“ fragte Dreyſing nell.

„Zh hoffe, ohne ſeine Hilfe,“ erwiederte ſie erröthend. „Jh habe mich über die Faſſung des betreffenden Schrift= ſtüces genau informirt, ſie iſt inkorrekt und kann angegrifſen werden. Schlimmſten Falles —“ ſie ſtote.

Ex ſebte ſein Augenglas auf und ſah ihr forſchend

Bibliothek. Jahrg. 1886, Bd, 11. 5