Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman von Georg Hartwig. 67

bitter auf und bewegte abwehrend die Hand, als wolle ſie Jemand aus ihrex Nähe ſcheuchen. Dann ſchritt ſie haſtig zum Flügel und ſ<lug den Klavierauszug zu „Tannhäu= ſer“ auf, das ſicherſte Mittel, bèſe Geiſter zu bannen. Umſonſt! Zum erſten Male verſagte es den Dienſt über die Noten hinweg zogen Angſt und Unruhe ihren Kreis immex dichter um die vielgefeierte Künſtlerin, wel= cher ihr Ruhmesdiadem auf der weißen Stirne zu brennen begann. ( D

„Das beſſere Loos!“ murmelte ſie zwiſchen dem Ge-= ſange. „Ein ſteifer Arm — Und ex? Und er? OD, und jeßt allein zu ſein mit dieſer Gedankenqual ! Warum iſt Freiberg nicht hier? — Dieſer immer wühlende Zwie= ſpalt muß ein Ende nehmen!“ rief ſie, das Buch heftig auf den Flügel zurü>werfend, daß die Saiten leiſe ex= dröhnten. „J< Thörin, warum ließ ih mir nicht an dem genügen, was fampflos in meinen Schoß glitt? Mußte ih no< Liebe —“ Fhr Buſen hob ſi< \{<neller. „Liebe? Liebe ih denn? Fenes namenloſe Sehnen, jene Wonnen, die mich einſt dux<hdrungen —“ Sie ſchauerte leiht zuſammen. „Nichts mehr davon! Kindergefühle ſind ſanguiniſcher Natux. — Und Meiſchi> — wie ex mich von ſih wies — o, dieſe Nacht, dieſe Nacht! — Still, till! Was martere ih mi<h denn?“ rief ſie plößlich. „Mein eigener Wille vermag alle dieſe Wirren in Harmonie umzuwandeln, wenn ih erſt Freiberg's Weib ge= worden bin!“

In dieſem Augenblice trat der Graf ein. Jrmengard, auf's Lebhafteſte ergriffen, begrüßte ihn mit faſt ſtürmi=