Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

74 E Dex Talisman des Weibes, -

ſo übermäßig. Sie hat ihre Plage ohnehin mit dem Aus= fommen, ſeit der ſ<öne Herr aus Amerika hier iſt.“

„Biſt Du fertig, Suſanne?“ wandte ſih Jrmengard \röſtelnd zur Seite.

„Glei, glei<h! Sie ſpringt mix ja auf dem Schoß __ wie ein Gummiball. Ja, ja, ſo geht's, Annichen, wenn die Hausfrau nicht auf dem Plate iſt,“ raunte ſie ſcher= zend der Kleinen ins Ohr.

„Laß? das und komm!“ Die junge Frau war bleich geworden. Cine innere Stimme trieb ſie fort aus dieſen vernachläſſigten, liebeleeren Räumen, während derſelbe Mahner ſie hinwiederum zwang, das traurige Bild feſt und unauslöſ{<hli< in ſih aufzunehmen.

Das Geldſtück in der einen, die- zerbrochene Lampe in dex anderen Hand, ging die alte Jette den beiden Frauen leuchtend voran durch das vordere Gemach. Ueberall Spu= xen von Wohlhabenheit und Geſchma>, aber auf den braunen Plüſchmöbeln lag der Staub faſt einen Centi= meter hoh, an den Teppichen fehlten Franſen, an den Fenſtern hingen ſchmußige Vorhänge, hier ſtand ein Teller auf dem Tiſh, dort lag ein Toilettengegenſtand zwanglos über die Seſſellehne geworfen. Und dur<h den Wirrwarr und die kalte, dumpfe Luft ſchimmerte in dem fladernden Lichtſchein ein Oelgemälde von der Wand ſeltſam hell zu Jrmengard herüber, daß ſie unwillkürlich ſtehen blieb.

„Wen ſlellt dies Bild vor?“

„Die Frau Doktorin als junge Frau. Ein ſchönes Weibchen, nicht ? Etwas zu jung für den Herrn, meine ich.“

Srmengard ſtarrte unverwandt hinauf. Fhre Phantaſie