Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman von Georg Hartwig. 75

hatte ihr ein Megärenantliß vorgeſpiegelt, und hier lächel= ten fanfte, liebliche Züge zu ihr nieder. Konnten Thor=heit und Verblendung bei einem ſolchen Weſen zu einer derartigen Wandlung führen?

„Suſanne, ich bitte Dich, komm’ ſchneller!“ ſagte ſie gepreßt. „O Goît, welch? ein grauenvoller Aufenthalt!“

Unten hüpften die beiden Knaben ihr und dem Schweſter= chen jauhzend entgegen, darüber vergaß Jrmengard das bohrende Gefühl in der Bruſt. Sie ſandte ihre Jungfer fort, fleine Ueberraſchungen für das Kleeblatt einzufaufen, und war gerade mit ihren finnigen Arrangements fertig geworden, als Dreyſing ſi<h anmelden ließ. JFhm auf dem Fuß folgte dex Graf. Beide Herren machten exſtaunte Geſichter, als ſie den unerwarteten Zuwachs der Feſt= verſammlung in Augenſchein nahmen.

„Nun aber —“

„Kein aber!“ rief die junge Frau lebhaft. „Dieſe armen fleinen Gäſte hat mix ein Zufall beſcheert, ſie follen auh ihre Feſtſreude haben, der herzloſen Mutter zum Troß, nicht wahr, Dreyſing?“

„Niedlicher, aber überflüſſiger Nachwuchs,“ murmelte der Juſtizrath. „Wie Heißt Du, mein Sohn?“

„Hans.“

Frmengard bückte ſich haſtig, die an ihrem Knie empor= fletternde Anni auf den Arm zu heben.

„So, Hans. Und weiter?“ kommandirte Dreyſing, das Kinn des hübſchen Knaben -emporhebend.

„Mechelmann, Hans Mechelmann. Dies iſl der arme Willy und da die kleine Anni.“ /