Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman von Georg Hartwig. 83

die in große Verhältniſſe gehören, und ſolche, die am beſten in beſcheidenen untergebra<ht find. Zu den Lebteren gehöre ih. Es fommt mir man<hmal ſo vox, als hätte ih etwas von einem Aſchenbrödel an mir!“

„Und mix fommt es ſo vox, als ſeieſt Du Herzlich abgeſpannt und warteteſt mit Selbſtüberwindung darauf, Deinem Mann guten Tag zu ſagen, wenn ex von ſeinen Beſuch beim Präſidenten zurückkehrt. Gib Acht, die Freude über unſeren Fleiß wird ſi< in Unwillen verkehren, findet er Dich ſo ſihtli< angegriffen und ermüdet. Sei gehor= ſam, Gretchen, ruhe Dich auf der Chaiſelongue hier ein Stündchen aus — Du ſollſt ſehen, wie angenehm es ift, ſich behagli<h hinzuſtre>ten! Komm, i< bitte Dich!“

Margarethe wagte keinen Wider?pruch, ſie lächelte nux, als Tante Käthe in Ermangelung des no< unerreichbaren Plaids ihren Reiſepelz über die Ruhende dete.

„Nun ſ{<laf, Kind, ih krame unterdeſſen fort!“

„Wenn ih nur wüßte,“ flüſterte die junge Frau, ihrer Freundin Hand feſthaltend, „was mir ſo das Herz bez drüt, ſcit wir hier angekommen find. Wenn ih mi<h nicht vor Dix ſchämte, würde ih ſagen, ih ſehnte Hans herbei, als ſolle er mich vor etwas Argem ſchüßen.“

„Nerven, Kind, in Deinem Zuſtand die natürlichſten Vorgänge! Aber das ſage ih Dir, Gretchen “ fuhr ſie mit ſcherzhaftem Ernſt fort, „ſobald wir den Berg überz ſtiegen haben, darf dieſes abſcheuliche Stichwort des 19. Jahrhunderts „Nerven“ niht mehr zwiſchen uns ge= nannt werden. Eine nervöſe Frau — puh, wie ſchre>li< für den Mann! J< ſehne mih ordentlich wieder nah