Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman von Georg Hartwig. 85

Büchern, welche Meiſchi> ihrer Aufmerkſamkeit empfohlen, wenngleich ſie lieber draußen in Küche und Keller umher= gewirthſchaftet hätte; ſpra<h ex dann Abends über das Geleſene, gab ſie fi die erdenklihſte Mühe, ſeinen Aus-= einanderſezungen zu folgen, bis er leiſe lächelnd ſagte:

„Nimm nur Deinen Stri>ſtrumpf wieder auf, Du ent=-

behrſt ihn ja doh!“ Daß ſie au ſo gar nicht muſikaliſ< beanlagt war, hätte ſie eines Tages faſt zum Weinen ge= bracht, als Meiſchi> ein bekanntes Volkslied ſpielen hören wollte. Sobald ex aber ihren Kummer bemerkte, ſtreichelte er beſänftigend ihre Hand und begnügte ſich, die Melodie vor ſich hin zu ſummen.

Dennoch war Margarethe froh geweſen, als bei ihrer Verſebung der ſchöne Bechſtein’ſche Flügel um einen Spott= preis veräußert ward auf ausdrü>li<hen Befehl des Amts= rihters, der ihn am liebſten verſchenkt hätte. Wenn die junge Frau au< Jrmengard’s ſtets nux mit einem Gez miſh von Widerwillen und Groll gedachte, fand ſie doh für ihren Gatten eine Beruhigung darin, die Zeugen ſeines Unglücks thunlichſt zu vermindern. Mit der ihr eigenen Umſicht und Unermüdlichkeit hatte ſie alle Unbequemlichkeiten des Umzugs von Meiſchi> fern gehalten, und es war ihr größter Triumph, als er ſie in ſeine Arme ge= zogen und die Perle aller Hausfrauen genannt hatte. Auch nicht ein Funken von Eiferſucht und Mißtrauen war je in ihre Seele gefallen, und alle ihre Briefe an Tante Käthe athmeten die Sprache des reinſten Glückes, des unentweihteſten Seelenfriedens, das ſchönſte Zeugniß, welches ſie dem Verhalten ihres Gatten auszuſtellen vermochte.

ES