Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

N Roman von Georg Hartwig. 93

Geſellſchaft ein Schweigen der Erwartung legte. Eine Sekunde verſtri<h. Dann ging ein wunderſames Raunen und Nauſchen dur< die Gruppen. Die Marcheſa di Caſſero hatte den Salon betreten.

Welche Vermuthungen au< über die junge Dame laut geworden waren, nicht eine ſtreifte die hiex in Erſcheinung tretende Wahrheit. Wohl lag über dieſem durchſichtig bleichen Antliß mit dem großen, leuchtend ſ{<warzen Augen= paar und den ſ{<malen rothen Lippen ein befremdender Zug von Melancholie, aber ni<hts, was an abſtoßende Selbſtüberhebung erinnerte. Die zarte, vielleicht zu ſchlanke Geſtalt mit der erhobenen Kopfhaltung und den gleih= mäßigen Bewegungen trug allerdings den Stempel herber Jungfräulichkeit, aber die wunderlieblihe Form der Hände, des Na>ens und dex eigenthümli<h {malen Füße verlieh der Marcheſa dennoch den Zauber mädchenhafter Anmuth.

Sie war zum Entſeßen der Baronin in ein hoh hinauf= reichendes ſ<warzes Sammetgewand gekleidet, deſſen majeſtätiſche Schleppe für ihre Figux faſt zu ſ{<wer erſchien. Jhr nachtfarbenes, bläulih ſ{himmerndes Haar wax in ſ<li<ten Fle<hten um den ſ{<hön geformten Kopf geordnet; ſtatt der Blumen leuchtete ein großer Stern von Rubinen darin auf, ein zweiter ſunkelte an ihrer Bruſt — ſonſt war jeder Zierath verſhmäht.

Herr v. Paſſevini eilte ſeiner Nichte mit einer gewiſſen unterwürfigen Zuvorkommenheit entgegen und geleitete ſie zu ſeiner Gattin.

Die Marcheſa, ſich tief vox dem Prinzen und ihrer Tante verneigend, ergriff die Hand dex Varonin und drückte