Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman vou Georg Hartwig. 95

ein Wort, biſt Du meine erſte, die heilige Liebe meiner Jugend?“

Sie ni>te ſtumm.

„D Gaëtannina — Gaëtannina!“ ſagte ex gepreßt mit dem Ausdru> tiefſter Verzweiflung. Der Gedanke an Irmengard laſtete wie ein Alp auf ihm. Er wagte es niht, Gaëtannina in’s Auge zu ſehen. Die Worte, welche er ſprechen wollte, erſtarben auf ſeiner Zunge. /

Stumm, bleich ſaßen fie neben einander, nux wenn ihr Blik die Züge des Geliebten ſtreifte, leuchtete ein wunderbares Flammen und Glühen in den tiefen ſ{<war-= zen Sternen auf.

Da der Graf anſcheinend ſeine Pſlicht als Tiſchnachbar arg vernachläſſigte, verſuchte es ein junger Attaché, die Aufmerkſamkeit der Marcheſa auf ſi< zu lenken, aber da trat jener herbe Zug um ihre Mundwinkel ſo grell hex= vor, daß Freiberg erſchrak. Wie mußte dieſes weiche, leidenſchaftliche Kinderherz gedrü>t und gemartert worden ſein, bevor die vollen, ſ{hwellenden Lippen, welche fo oft an den ſeinen gehangen, ein ſo hoffnungsloſes Zuſammen= preſſen gelernt! Während ſie ſich Entſagung aufgezwungen und ihm heldenmüthig Treue bewahrt — was hatte ev inzwiſchen gethan? Nun war Gaëtannina frei und er gefeſſelt, a<h, und mit Banden, die ihn ſ{hmerzten, ohne ihn ferner zu beſeligen !

Als er mit dem Gefühl eines Verbrechers die Tafel runde überſchaute, entging ihm die Bewunderung nicht, mit welcher dex Prinz ſich bemühte, ein Geſpräch mit der Marcheſa anzuknüpfen. Es wurde ihm heiß im Herzen,