Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Roman von Georg Hartwig, 28

dem Roſt des Kamins verglomm die leßte Kohlengluth. Von der Decke herab flimmerte aus buntgemaltex Ampel ein mattes Licht, das einen magiſchen Schimmer über die violette Seide der Wände, der Vorhänge, der ſhwellenden Polſterkiſſen verbreitete, während ſich droben am Plafond ein glänzendes Achte> wie ein Sternbild abhob.

Untex dieſem Sternbild, die ſhwarzen Augen ſtarr zu ihm erhoben, lag Gaëtannina. Das bleiche Antliß, von der gelösten Haarfülle di<ht umfloſſen, ruhte auf dem ſtüßenden Arm wie eine Lotosblume, die zum Monde empoxrſchaut. Das unregelmäßig pochende Herz {lug untex einem loſen weißen Gewande, das über der Bruſt mit funfelnden Thautropfen beſäet ſchien, es waren die Thränen, welche Gaëtannina dem Heißgeliebten nac<ſandte in das unbefannte Reich der Todten. O, wie wohl that ihrem glühenden Kopf dieſe regungsloſe Stille! Wenn ſie nux die Augen hätte {ließen können, würde ſie geglaubt haben, inmitten ihrer dunflen Kloſterzelle auf das Läuten zur Hora zu warten. Damals hatte ſie ſich bis zur Ver= zweiflung hinausgeſehnt, heute ſehnte ſie ſi< mit der Ver= zweiflung des Schuldbewußtſeins wieder hinein, ſehnte ſich nach dem Augenbli>, wo ſie ihr Haupt reuevoll auf die Steinſtufen des verlaſſenen Altars niederlegen konnte, ihm Herz und Willen zu opfern, ihm, der nie betrog. Aber vie Gaëtannina auch mit ſich rang, eine Vorahnung dieſes wunſchloſen Friedens zu empfinden, ex wollte nicht über die milden Lider kommen; noch zitterte jede Fiber in ihr im Schmerz um das ewig verlorene Paradies. Cin gütiz ges, verzeihendes Wort hätte Freiberg retten können —