Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

24 Dex Talisman des Weibes,

o, warum hatte ſie ihm ſtatt deſſen Verachtung geheuchelt ! Wie lebhaft malte ſi<h die Scham, die Reue, das heiße Sehnen nah Verſöhnung in ſeinen Zügen; und was da= hinter verborgen lag, was durch jedes Wort tönte jeden Blik dur<hſ<himmerte, war es nicht die alte Liebe geweſen, die fich verirrt hatte und zu ſlolz war, den Weg zurück= zufinden ?

Ein angſtvollex Schauer durchrieſelte ihren zarten Leib. O, daß er ſie nicht mit ſih genommen, daß ex nicht geſagt hatte: Sei mein im Tode, wenn Du es im Leben nicht ſein willſt oder kannſt! Ja, ſie wäre ihm gefolgt, an Muth gebrach es ihr wahrli<h niht. Nun war das kurze Auf= flammen des Geſtirns wieder erloſchen, und Nacht blieb es fortan auf Gaëtannina’s Leben8wege.

Die Thüre hinter dem Vorhang ward geöffnet. Es trat Jemand ein. An der Schwelle verharrte er regungs-= los. Seine dunkle Geſtalt mit dem farbloſen Antliß hob ſich ſhemenhaft.von dem mattbeſchienenen Hintergrunde ab.

Gaëtannina wandte das Haupt. „Sein Geiſt!“ ſchrie ſie auf und ſ{<lug mit zitternter Hand das Kreuz gegen die Crſcheinung. „Schüße mich, Himmel! Ex kommt, ſich zu rächen !“

„GBaëtannina — |“

Sie lag wie gebannt, niht einmal das Auge vermochte ſie abzuwenden. „Maria — Heilige — hilf!“ murmelte ſie abgeriſſen, von Entſeßen überwältigt.

„Gaëtannina, ih komme —“

„Nein, bleibe, Du ſiehſt ja, daß ih bereue! Jh will für Dich beten, will —“

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