Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenroth. eT

Todten im Vertrauen gezeigt, da Jhr der Bote des Kùz= nigs ſeid, i<h exrmahne Euh auf Eid und Pſlicht, darüber zu ſ<weigen.“ '

Es ward Moltke unheimlich zu Muthe in den düſteren Mauern, wo ſchon ſo Mancher verſchwunden und jeßt wieder ein grauenvoſler Mord begangen worden wax. Er mußte verbergen, was in ihm vorging, ſ{<öpſte der Hauplz mann Verdacht, ſo fonnte er eigenmächtig — wenn ex niht gar geheimen Befehl dazu hatte — au<h ihn feſi= halten.

„J< werde es bezeugen,“ ſagte er, „daß der Tod weder dur<h Schwert noh Dolch, ſondern durch einen Stuxz ge= ſchehen iſt, und daß au< wohl Niemand den Gefangenen hinabgeſtoßen hat. Aber geheim wird die Sache nicht bleiben fönnen, die Gräfin Olfſtröm weiß es, daß ihr Bruder hier gefangen gehalten wurde; ſollte man thx nicht geſtatten fönnen, die Leiche zu ſehen, dieſelbe in geweihter Erde beiſeßen zu laſſen ?“

„Wenn ſie dazu hieher kommen will, kann es geſchehen,“ antwortete der Hauptmann mit einem Lächeln, als wünſche er das, „aber. ſonſt darf ſie nichts erfahren, es ſei denn, der König gute Befehl dazu. Jhr irrt Euh wohl, es weiß Niemand, wen die Mauern von Burg Kalmar ge= borgen, die Gräfin mags vermuthen, aber wer ihr Ge= wißheit darüber gibt, der übt Verrath am König.“

Moltke hielt es für gerathen, weiteren Widerſpruch fallen zu laffen, -ex bedurfte ſeinex ganzen Selbſtbeÿerxſchung, die Gefühle, die in ihm tobten, zu verbergen. „Jh hatte Befehl,“ ſagte ex, „von hier nah Schloß Olſſtröm

Bibliothek. + Jahrg. 1886, Bd. VT, Fj