Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

98 Der lebte Folkunger.

zu reiten, aber Jhr habt Recht, dex König muß entſchei= den, ob die Schweſter des Verſtorbenen etwas erfahren darf oder niht. J< werde no< in dieſer Naht nah Sto>kholm zurücreiten und dem Könige Bericht erz ſtatten.“

Der Hauptmann ſchien einen Moment zu ſ{<wanken, aber er wagte es do< wohl niht, dem Abgeſandten des Königs das Verlaſſen der Burg eigenmächtig zu ver= weigern, deſſen Reiſige überdem die äußere Zugbrücte über= ſchritten hatten und ſ<werlich eine Gewaltthat gegen ihren Führer duldeten. Aber der Ritter hatte das Gefühl der Ohnmacht gegenüber tyranniſ<her Gewalt zum erſten Male empfunden, er {öpfte erſt Athem, als er die Zugbrücke der Burg hinter ſich hatte, und wenn ihn bisher Cid und Pflicht zur Treue gegen ſeinen Lehnsherrn ſelbſt da unerſhütter= lich gebunden, wo er Albrecht’s Handlungen nicht billigen fonnte, fühlte er es jebt, daß ſeine Chre fordere, fich von dieſem Manne loszuſagen für alle Zeit.

Dex Landweg von Kalmar nah Sto>holm nimmt mehrere Tagereiſen in Anſpruch, und der kleine Umweg über Schloß Olfſtröm kam dabei wenig in Betracht. Den= noch ſchwankte Moltke, ob er Edda dort aufſuchen dürfe, ehe er dem Könige ſeine Dienſte aufgeſagt, es erſchien thnm das als eine Verleßung beſhworener Pflicht, denn das ſtand in ihm feſt, daß er Edda ſeinen Schuß gegen den König bieten wolle. Andererſeits aber hatte er zu beſor= gen, daß Edda in ihrer Unruhe um Magnus ein Wagniß unternehme, das jebt, ſelbſt wenn es gelang, völlig zwe>los geworden war, ihre Anweſenheit in der Nähe von Kalmar