Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

100 “Der lebte Folkunger.

„Dann habt Jhx wohl uicht gut gethan bei den Lübe>ern, daß Jhr nah Schweden gekommen ſeid? War's nicht der junge Warendorp, mit dem ih Euh traf, und der darauf ſchwdren wollte, Jhr wäret gar eines Königs Sohn ?“

„Ex ſpottete meiner. J< ſagte Euh die Wahrheit, ih bin aus Bergen in Norwegen, eines Fiſchers Sohn.“

„Aber Ihr ſeht dem verſtorbenen König Hakon ähn=li<h wie ein Ei dem anderen. Wix ſind niht weit von Stloß Olfſtrôm, da wohnt eine Dame, die ſoll Euch ſehen.“

Dex Ritter fixirte Hako bei dieſen Worten ſharf, der= ſelbe erröthete leicht, aber er ſchien keine8weg8 erſhre>t oder unangenehm betroffen. „Ah,“ rief Hennig, „Jhr fennt die Dame, ſie war damals auh in Lübe>!“

„Jh habe ſie dort flüchtig geſehen.“

„Und heute Nacht? Da habt Jhr ſie wieder geſehen !“

Die Verwirrung Hako's bei dieſer direkten, unerwar= teten Frage ließ errathen, daß Moltke ſih nicht täuſche.

Hako antwortete nicht, er verſtand es weder zu leugnen, no ſeine Miene zu beherrſchen. »

„Geſteht!“ herrſchte der Ritter. „Es war ein Heim= lichex Anſchlag im Werke. Wer ſind Eure Genoſſen?"

Die Verwunderung, welche fich jet in den Zügen Hako?s malte, mußte den Ritter wieder irre machen, ſie ſchien niht exrheuchelt und doh war niht anzunehmen, daß dieſer Mann zufällig zu dexſellen nächtlichen Stunde am Strande des Kalmar-Sundes ſich in der Nähe der Veſte aufgehal= ten haben ſolle, wo Edda ſich dorthin verirrt.