Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

102 ___Dex lebte Folfkunger.

auf den fonnte er den Eindru> machen, als bringe man einen Kranfen, oder ſei er gar das Trauergefolge einer Leiche, die man bringe. Dieſer Eindru> wurde noh da= dur beſtärkt, daß d°r nach dex Sitte der Zeit dem Trupp voranretitende Herold mit dem Banner des Führers, das Wappen der Moltke, die drei Birkhühner, geſenkt trug, und — da man die S<hloßherrin abweſend glaubte — die nahenden Gäſte niht dur< eine ſ{<metternde Fanfare an= meldete.

Das Schloß der Gräfin kounte zivar nicht als feſte Burg gelten, aber es war doch tvie alle damaligen Herren= ſie mit Umfaſſung8mauern und Graben verſehen, über welchen eine Zugbrü>e führte; es hatte einen Wartthurm, und der Wächter, der die Herannahenden aus der Ferne bemerkt, hatte den Schloßbewohnern das Signal gegeben, ſich auf Beſuch vorzubereiten.

Gräfin Olfſtröm war zu Hauſe. Sie hatte, als ſie ſih vom Ritter Molike bei dem einſamen Hauſe am Kals mar=Sunde getrennt, dem feurigen Roſſe die Peitſche gez geben, daß es in raſendem Galop davon ſprengte, und der wilde Ritt paßte ganz zu der Stimmung der Gräfin, am liebſten \räre ſie dur< die Nacht gejagt wie Odin's Walküren, ihren Gedanken, ſi ſelber, der Welt zu entz fliehen. FJmmex wieder trieb ſie das Noß an, als ſei ſie von Furien verfolgt, und das edle Thier brach erſt evr= {{<öpft zuſammen, als die Herrin ihr einſames Schloß ex= reicht hatte. Die Knappen, die thr kaum zu folgen vermocht, waren zu Tode erſ<hbpft, aber Edda wies die Hofmeiſterin zurü>, die ihr Erſriſchungen bot und ſie beſchwor, ſich zur