Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenroth. 103

Ruhe zu begeben; es war als ſtähle Fiebersgluth die Ner= ven und Muskeln des zarten Weibes, ſie ſchritt in ihren Gemächern umher wie ein ruheloſes Geſpenſt, und in den gerötheten, hohlliegenden Augen ſah man das leidenſchaft=z liche Ringen einer Verzweifelnden mit dem unerbittlichen Schifſal.

Die leßte Hoffnung ihres Herzens, daß Moltke, wenn er zurüfehre, die Freilaſſung von Magnus fordern werde, war geſcheitert ; der Mann, den ihre Seele geliebt, obwohl er ſie verſchmäht, war der Scherge des Königs, ex hatte ihr rathen fönnen, das Ungeheure mit feiger Demuth zu erdulden, ſich der Gewalt zu fügen. Es hätte für thr Herz feinen bittereren Hohn geben fönnen, als daß er Beſorgniß für ihre Sicherheit gezeigt, dieſes fkärgliche Almoſen der Theilnahme war ihrer ſtolzen Seele faſt ein Schimpf lieber hätte ſie ſeinen Haß ertragen, als dieſes ſauwarne Mitleid. Jeht fühlte ſie ſich völlig verlaſſen, aller Hoffnung bar, und es kochte in ihrer Bruſt das bittere Ge=fühl, daß ihr Haß zu ohnmächtig zur Rache an König Albrecht ſei, und daß ihr Elend ſo groß, um das Mitleid zu erwed>en. n

Der Thurmwächter ſtößt in die Trompete. Es ſchütz telt Edda wie ein Grauen — iſt es der König, der naht, abermals mit ihr zu feilſchen? Es zu>t in ihrer Hand, nah dem Dolche zu greifen — ja, ſie könnte dem Wort= brüchigen den Stahl in das Herz ſtoßen, ohne zu {chau=dern vor der blutigen That. Aber nein — fo naht der König nicht, das ſieht aus wie ein Leichenzug. Ein Fröſteln durchrieſelt ihre Glieder. Wenn man Magnus ermordet