Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

12 Unter einem Dache.

und offenem Munde lauſchten. Die Damen hatten dem Fremden mitgetheilt, daß ſie eine größere Bergwanderung beabſichtigt; man hatte vom Reiſen geſprochen, und Maxwell wax bald in eine ſehx intereſſante Schilderung der großartigen Landſchaften ſeines Heimathlandes vertieft, das er viel durhwandert, in dem er die ſeltſamſten Aben-=teuer erlebt hatte.

„Jh finde, man lebt nux, wenn man reist und an jedem Tage neue Cindrü>e, neue Bilder ſammelt,“ ſagte ex und fand lebhafte Zuſtimmung von Bertha's Seite, deren Augen funkelten, wenn ſie von fernen Ländern reden hörte.

Plöblich beſann ſih Maxwell, daß er ſeinen Freund ganz vergeſſen habe, und bat, denſelben zu dem <harmanten Frühſtü> herbeiholen zu dürfen. Einige Minuten ſpâter trat der hohgewachſene dunkle Mann, welchen Bertha den „fliegenden Holländer“ getauft hatte, über die Schwelle. Ex bli>te auf Emilie, die hell von deni Feuer beleuchtet war, und blieb wie feſtgebannt an der Stelle, die Augen ſtarr auf ſie gerichtet.

„Mr. Strates,“ ſtellte Maxwell ſeinen Freund vor.

Emilie hob das Haupt; auch ſie ſtarrte den Fremden an wie ein Geſpenſt, ſtieß dann einen leiſen Schrei aus und ſprang empor. Die Taſſe, die ſie in Händen gehallen, fiel klirrend zu Boden. Sie war todtenblaß und wankte, als würde ſie im nächſten Augenbli>e ohnmächtig zuſam= menſinken. Doch ſie raffte ſich auf und verließ mit zit= ternden Knieen das Gelaß. Bertha folgte ihr. Auch Maxwell der verwundert dieſe Scene beobachtet hatte,