Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Novelle von E. Merk. 1E

Bertha, als die Freundinnen nah einer Weile die Hütte verließen. Doch Emilie fuhr wie aus einem Traume empor.

„Wer? O ja — ja — gewiß!“ ſagie ſie zerſtreut, und da ſie auch fernex in ihrer tiefen Vexrſunkenheit ver= harrte, ſo dehnten ſich die Nachmittagsſtunden lang und einförmig. Gegen Abend hatte Bertha den Vorſchlag ge= macht, den Arbeiter no<hmal zu beſuchen und deſſen Kin= dern ein paar Geſchenke zu bringen; willenlos war ihr die bleiche Emilie gefolgt.

Als ſie zurü>kehrten, von den Segenswünſchen der armen danfbaren Familie geleitet, drang ihnen aus dem Gaſtz hauſe ein lautes Gejohle entgegen. Es war Samſtag, und die Arbeiter aus der Glashütte genoſſen ihren Feierabend; in Stube und Küche ſaßen die ſchwarzen, düſteren Geſellen mit den müden, blutunterlaufenen Augen. Bertha ſah ein, daß unter ſolchen Umſtänden nichts übrig blieb, als ſich in die falte Prunkſtube zurüc{zuziehen; doh als ſie ſi< eben der Treppe nähern wollten, trat aus der Küche, in welcher die wildeſten und lauteſten der Arbeiter verſam= melt zu ſein ſchienen, ein Burſche ihnen in den Weg mit borſtig in die Höhe ſtehendem ſ{hwarzen Haar und \wwild= funkelnden Augen, Ex hielt ein Schnapsglas in dex Hand und trat ke> auf Emilie zu, während ex ein Trußlied ſang, das die Damen dem Wortlaute nach freili<h nicht verſtanden, das aber deutlich genug die Abſicht verrieth, die „Stadktleut“ zu ärgern und zu verleben.

Bertha ſah ſi hilfeſuchend na< den Leuten um, die ihr am Morgen ſo raſh gehor<t hatten; aber ſie erblickte