Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

196 Ein n König von Birma.

Reihen aufgeſpannter weißer Schirme, die königlichen Znſignien. Jm Mittelſchiff, zwiſchen dem Geſandten und dem Thron, kauerte eine doppelte Reihe junger Prinzen, alle in Gold- und Silberbrokat getleidet; auf dem rechten Flügel vier Söhne des Königs, auf dem linken vier Söhne des Kronprinzen.

Dicht vor der unteren Thronſtufe, in einer Art von goldenem, oben offenen Kaſten ſaß der Ein=ſ<he=men ſelber. Er ſaß in ſeiner goldbrofatenen , juwelenfunkelnden Klei= dung regungslos wie eine hölzerne Figur, in feiner Hand aber hielt er einen kleinen Spiegel, in wel<hem ev ver= ſtohlen alles um ihn Vorgehende beobachtete. An den Wänden und hinter den Säulen, ein wenig in Front der Geſandtſchaft, ſaßen die übrigen Prinzen und die zahlreichen Höflinge, eine impoſante Verſammlung, die mit ihren Pruntz gewändern und edelſteinbede>ten Tiaras wohl an eine Kongregation mittelalterlicher Kirchenfürſten erinnern konnte.

Ehe der Geſandte ſi< niederließ, hatte er die flache Schale mit dem Brief des Vicekönigs auf ein vergoldetes, mit weißem Muslin überzogenes Tiſchchen geſtellt, welches zu dieſem Zwe> vor ſeinem Plate bereit ſtand. Nachdem Alles feierli<h Plaß genommen hatte, ertönte aus der Ferne eine martialiſche Muſik; zu beiden Seiten des unteren Thrones öffneten ſi kleine Pforten, und zwei Abtheilungen ziemlich europäiſh mit rothen Jaen beflei= deter Soldaten betraten die Halle. Sie ſtellten fich rechts und links vor den Säulen auf, knieten dann nieder, nahmen ihre doppelläufigen Flinten zwiſchen die Beine und kxeuzten die Hände übex dex Bruſt.