Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Von Friedrich Meiſter. 197 Dex lezte Mann befand ſi< kaum auf ſeinem Plate, da theilte ſi<h das Gilterwerk der Bogenthüre hinter den Thron, und man ſah den König aus dem dahinter ge= Tegenen Gemach die Stufen zu dem Sibe der Macht empor= ſteigen. Allem Anſchein nah verurſachte ihm das große Mühe, denn er kam nur langſam vorwärts, obgleich ex ſeinen goldenen Dhar (Säbel) als Stüße verwendete. Aber Das war tein Wunder, da ſein mit Juwelen ganz bedectes Gewand allein niht weniger als hundertzwanzig Pfund wog. Oben angelangt, ſtäubte er zunächſt eigenhändig die Kiſſen mit einem dazu mitgebrachten „Chaurie“ oder Fliegeñ= wedel ab, und dann ließ ex ſich auf dex linken Seite des Thrones nieder, den Arm auf das hohe Kiſſen geſtüßt, welches vorher von einem Diener mit einer weißen Sex= viette bedeŒt worden wax. Zu ſeiner Rechten und ein wenig hinter ihm ſette die Königin, welche ihm auf dem Fuße gefolgt war, ſi< auf das Kiſſen, gleich darauf aus den Händen einer Dienerin den goldenen Spu>ngpf ent= gegennehmend, ohne welchen die vornehmen Birmanen nie und nixgends geſehen werden. Sodann nahm die hohe Frau ihre Zuflucht zu ihrem Fächer; ſie fächelte erſt ihr eigenes Antliß, dann ein wenig das des Königs; dann erſchien von hinten eine geheimnißvolle Hand, welche der Landesmutter eine brennende Cigarre in den Mund prak= tizirte; FJhre Majeſtät empfing das Rauchkraut mit ex= habenſter Würde, legte den Fächer in den Schoß und dampfte nunmehr in ſchweigender Erwartung. Dex Beſiter des heiligen weißen Elephanten und der Inhaber aller Tugenden wax ein ſtattlicher Herr mit einem