Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
210 Die deutſchen Familiennamen.
als auf dem Lande, im Süden und Weſten Deutſchlands früher als im Norden und Oſten, bet den Freien früßer als bei den Leibeigenen. Während unter den freien Land= ſeuten von Uri viele ſchon 1291 wirkliche Geſ<hle<tênamen Hatten, ſuchen wir ſie bei den Hörigen bis ins 14,, oft bis in's 16. Jahrhundert vergeblich. Jmmerhin bildeten ſich dieſelben aber zu einer Zeit, als in Deutſchland eine gemeinſame neuhochdeutſ<he Volksſprache noh niht beſtand, die landesüblichen Dialekte waren in den verſchiedenen Gegenden no< in voller Geltung. Am meiſten mußten Unterſchiede ſich ausprägen zwiſchen den beiden Hauptmund= arten unſerer Sprache + dem Ober= und Niederdeutſchen. Und in der That, an faſt allen größeren Orten unſeres weiten Vaterlandes findet ſich dex niederdeutſche Voß neben dem oberdeutſhen Fuchs, der niederdeutſche Möller neben dem oberdeutſchen Müller. Jn derſelben Weiſe treten auf : Kröger und Krüger, Schulte und Schulze, Buhr und Bauer. Selbſt in den Endſilben, wie ſie ſh in den Vexkleinerungs- oder Schmeichelformen entwidelt haben, weichen die Namen der beiden Mundarten weſentli von einander ab. Dex Kern der niederdeutſchen Ver= kleinerungsendung iſ ein k: ZTie>, Frank, Mert; bei weitem häufiger findet ſi< ke: Tielke, Franke, Hantke, Heinke; ſeltener ken : Franken, Gödeken. Jm Oberdeutſchen iſt der Kern der Verkleinerungsendung dagegen ein 1: Fränkel, Hänel, Haynel, Hebel; in Bayern, Oeſterreich, Tirol auh blos 1: Märkl, Heindl; in Schwaben le: Haenle, Dieterle, Gäbele; ſhweizeriſ< li: Märkli, Bluntſchli, Nägeli; ferner lin (ſ<hweizeriſh und ſ<hwäbiſch):