Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Hiſtoriſcher Roman von E. Y. Vv. Dedenroth. 75

ſchaftsbund noch keinen vernichtenden Stoß erlitten hatte, Hako fügte fich allen ſeinen Launen ſo weit, daß es nie zu einem Bruche kam. Einen ſolchen wünſchte aber auh Geb= hard nicht, fo unbequem ihm die ruhige Ueberlegenheit des Mannes auch wax, der faſt wider ſeinen Willen ihm ein Freund blieb, mit Neid in der Bruſt fühlte Gebhard doch den Werth dieſer Freundſchaft.

Gebhard fonnte der Begegnung mit Edda erwartungs= voll entgegenſehen. Er wußte noh ni<hts von dem Ver= ſchwinden ihres Bruders, er hatte in allen Faktoreien, die er beſucht, Männex gewonnen, welche bereit waren, ſich auf den erſten Ruf für König Magnus zu erheben und wenn die Hanſa neutral blieb — Kaperſchiſfe auszurüſten, um auf eigene Hand gegen die Dänen zu fechten. Er trat vox die ſchöne Gräfin niht mehr blos als der Sohn eines reichen Patriziers von Lübe> hin, deſſen Gold und Ein= ‘fluß ihn auch für eine Grafentochter beahtenswerth machten, er fonnte ihr ſagen, daß auf ſeinen Wink eine ganze Flotte, bemannt mit den fühnſten Seeleuten der deutſ<hen Küſte, auf den Wogen des Meeres erſcheinen werde, und daß thr Lächeln ihm ein Preis ſei, um deſſentwillen er dem Zorne des Vaters und ſelbſt dem Drohen der Hanſa troben werde.

Hatte er Freia’s vergeſſen, hatte ex Hako die Unwahr= heit geſagt, hätte er Jener ſein Wort gebrochen, wenn Edda ihm ihre Hand geboten? Er wäre wohl ſelber niht im Stande geweſen, dieſe Frage richtig zu beantworten, aber in jedem Falle drücte es ihn, daß ex ſich Freia verpſlichtet,daß er ſih mit ſeinem Worte gebunden hatte. Leichtfertig,