Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenroth. Til

ſpite Felſen eingeklemmt auf der Höhe des Bergrü>ens lag, war ehemals eine feſte Burg geweſen, die in irgend einer Fehde zerſtört worden war. Auf den Reſten des alten Gemäuers thronte ein nothdüuſtiges Dach, die von Brand= rau geſ<wärzten und theilweiſe verfallenen Thür= und Fenſteröffnungen waren mit rohen Holzſtämmen reſtaurirt und die ganze Behauſung machte einen öden, unwirthlichen Eindru>. Eine alte, armſelig gekleidete Frau empfing den Nahenden und führte ihn in einen Raum, der, wie ein Strohlager andeutete, der Bewohnerin als Schlafſtätte diente. Hier ſaß auf einem hölzernen Schemel die Grâäſin Olfſtrôm — wahrlich, es konnte keinen größeren Kontraſt geben, als dex zwiſchen dieſem Empfange und dem in threm Palaſte, wo die Gräfin übermüthig im Glanze ihres Reich= thums ihm entgegengetreten war.

Sie war in ein ſhwarzes Gewand getleidet, eine ſ<warze Spitßenkrauſe umgab halbmondförmig, im Nacen auſſteigend, das Haupt, von deſſen Scheitel ein ſchwarzer Schleier herab= fiel, der das bleiche Antlih düſter umrahmte, in der Hand hielt fie eine Reitgerte, aus ihrem Gürtel ſah man den ſilbernen Griff eines kleinen Dolches hervorſ<himmern. Sie wax alſo wahrſcheinli<h zu Pferde an dieſen einſamen Ork getommen, und ihre düſtere Tracht, bei der eine Waffe als einziger glänzender Gegenſtand in die Augen fiel, konnte Gebhard ſhon exrrathen laſſen, welchen Charakter dieſes Rendez-vous, das fich ſeine Phantaſie wohl anders geträumt, haben werde.

„Ihr ſuchtet mi in meinem Schloſſe,“ begann Edda, während Gebhard im Banne der Ueberraſchung erwar=