Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

SL Dex lebte Folfunger.

Die Gräfin beachtete die Worte Gebhard's kaum, ſie fämpfte mit einem Entſchluſſe, dex ſi<h ihrer Seele auf= gedrängt hatte und ihrem Stolze eine Demüthigung koſtete. Abex die Noth drängte. „Jh habe Euch getäuſcht, Hako Torſten,“ rief ſie, ihren Brief aus dem Mieder ziehend, „bringt dieſes Pergament der Königin Margaretha, ihr Hexz ſehnt ſich na< dem verlorenen Sohne, ſagt ihr, daß der Himmel ſie gerächt hat an mix — eilt, ſorgt für Euch und den Brief, aber niht für mich.“

Hako griff nah dem Briefe, aber Gebhard fiel ihm in den Arm, es evregte ihn in ſeiner gereizten Stimmung doppelt, daß die Gräfin ihn niht beachtete und Hako ihr Vertrauen ſchenkte. „J< will es niht,“ rief er, „laſſe Dich nicht bethören. Sie will mit der Dänin unter handeln, weil König Albre<ht Magnus in Haft genom= men hat.“

Gebhard wollte Hako das Pergament entreißen, aber dieſex duldete es niht. Die Worte der Gräfin hatten ihn in eine Art von Betäubung verſebt, ex vermochte niht ſo= gleich das Ungeheure zu faſſen, aber die leidenſchaftliche Euregung Gebhard’s, der gewaltthätige Verſuch, ihm den Brief zu entreißen, erwe>ten das Gefühl, dieſer Vevov= mundung zu troßen, und der Ruf Edda's: „Der Brief iſt au Eure Mutter!“ den die Gräfin ausſtieß, als Geb= hard nach dein Pergamente griff, beſtärkte ihn darin, des Freundes Anmaßung zurüc>zuiweiſen.

„Dex Brief iſt mix anvertraut,“ rief er, „was ficht Dich an! Suchſt-Du Streit, anſtatt an die Sicherheit der Dame zu denken?“