Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenroth. 85

„Gib den Brief zurück,“ ſchäumte Gebhard, der die eiſerne Fauſt Hako’s gefühlt, als dieſer ſeinen Arm zurü>geſtoßen hatte, „wer mit der Dänin verhandelt, iſt mein Feind !“

Gebhard griff nah ſeinem Schwerte, er ſah, daß die Gräfin Hako ermunterte, ihm zu trogen, und gewöhnt daran, Hako wie einen Untergebenen zu behandeln, gereizt und erbittert darüber, daß dieſer ſi<h gewiſſermaßen mit der Gräfin gegen ihn vereinte, Hätte ex einen blutigen Kampf mit dem Freunde niht geſcheut, wenn Hako ihn niht zur Beſinnung gebracht hätte.

„Biſt Du wahnwißig?“ donnerte der Normann. „Willſt Du ein Weib verderben, das ſeine Ehre Dir an= vertraut? Sollen die Reiſigen von Kalmar uns hier finden ?“

„Fort!“ rief Edda Hafo zu, „entflieht, beſorgt den Brief, denkt niht an mi<h! Jhr aber,“ wandte ſie ſih zu Gebhard, und wilder Haß ſprühte aus ihrem Auge, „Euch verachte ih, Jhr verrathet ein Weib, Jhr ſeid der Ehre bar —“

Hako gehorchte dem Befehle Edda’s, er mochte auh denfen, daß Gebhard ihm folgen werde, wenn er zum Boote eilte; trafen die Neiſigen Edda allein, ſo war |wenigſtens ihre Ehre nicht kompromittixt. Er eilte hinaus und hatte ſi<h darin auh niht getäuſcht, daß Gebhard ſeinem Beiſpiel folgen werde. Man hörte bereits das leiſe Klirren von Waffen in dex Ferne, die beiden Männer flogen den ſteilen-Pfad Hinab, als ſie aber die Klippen erreichten , in denen das Boot verborgen lag, ſprang Geb= hard zuerſt in daſſelbe, riß das Schwert von dex Seite