Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

92" — Der lebte Folkunger,

und die Kunde, die ihm dort wurde, ſchien ſeinen Arg= wohn zu beſtätigen. Ex entſandte einen Theil ſeiner Leute nach dem Strande, auf das Boot zu fahnden, mit dem Reſte dur<ſuchte ex den bewaldeten Kamm des Hdöhen= zuges und erreichte das einſame Haus in demſelben Mo= ment, wo die Gräfin ihr Roß beſteigen wollte, das unter Aufſicht zweier Edelknaben in der Nähe des Hauſes ſeiner Herrin geharrt.

Die Gräfin erkannte den Ritter, der ihr ein gebieten= des „Halt, im Namen des Königs!“ zurief, niht ſogleich. „Zurü>!“ herrſchte ſie, „oder findet König Albrecht nicht nux Buben, welche Dirnen ihren Eltern entführen, ſondern auh Chrloſe, die eine edle Frau anzutaſten wagen ? Wer thut einer Frau Gewalt an?“

„Edle Gräfin,“ verſeßte Moltke mit gedämpfter Stimme, damit ſeine Reiſigen es niht hörten, „mein Wort darauf, ih \{hüße Euch, aber geſtattet mir, meine Pflicht zu erz füllen, exklärt mir Euer Hierſein ſo, daß ih niht gez zwungen bin, Euh na< Kalmar zu führen.“

„Ah — dex Ritter v. Moltke!“ rief Edda mit unbe\chreiblicher Bitterkeit des Tones, „Jhr ſeid in Schweden und Jhr habt den \{nöden Wortbruch geduldet —“

„Um der Heiligen willen,“ flehte Moltke, „macht es mix niht unmögli<h, Euch zu ſchonen, bezähmt Eure Leiz denſchaft, fordert mich niht heraus, an meine beſ<worene Pflicht zu denken. Sagt, daß keine unerlaubte Abſicht Euch hergeführt — ſeid Jhr allein?“

Die Gräfin fühlte, daß er um ſie beſorgt war, aber er ſprach von einer Pflicht gegen den König, und das reizte