Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenrolh. 93

ihre Bitterkeit. „Ritter v. Moltke,“ antwortete ſie, „ih bin ein freies Weib, und Keiner iſt bere<tigt, mi< zur Rede zu ſtellen. Wagt es der König, den Wegelagerer zu ſpielen, und habt Jhr ihm zu gehorchen, ſo braucht Gewalt, ſ{leppt mich fort, Zhr ſcid der Stärkere, aber Schwe= dens Edle werden die Shmach rächen.“

Der Nitter ſ{öpfte Athem, er ſah, daß die Leute, welche inzwiſchen das Haus dur<hſucht hatten, Niemand gefunden, als eine alte Frau, wel<he mit lautem Jammern betheuerte, ſie habe einer verixrten Dame einen Trunk zur Erfriſchung geboten, ſie habe nichts verbrochen.

„Wenn Jhx Euch verirrt habt auf dem Wege, edle Frau, “ rief er, „ſo verzeiht, daß ih Euch beläſtigt; zieht in Frie= den, des Königs Gewappnete werden Euch eher ſ{<hüßen als bedrohen.“

„Lieber ſuchte ih Schuß in der Höhle des Bären !“ rief Edda, der es faſt ein wollüſtiges Gefühl wax, ihrem Haſſe gegen König Albrecht Luft zu machen. „J< habe mich niht verirrt, ih habe das nux der armen Frau ge= ſagt, ih ſtreife hier umher, um zu ſehen, ob es feine Männer mehr in Schweden gibt, die das Banner des fremden Tyrannen dort von der Burg reißen, ob Gottes Bliß nicht hernieder fährt, die Mauern zu ſprengen, in denen der echte König von Schweden dem ehrloſen Worl= brüchigen flu<ht —“ “

„Ihr wißt nicht, was Jhr redet, Jhr fiebert !“ rief Moltke. Leiſe flüſterte ex dan in beſhwörendem Tone: „Wollt Jhr Euch und Magnus verderben in blinder Wuth? Schweigt ih bitt Euch — erwartet mi<h in Eurem Schloß.“