Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenroth. 99

Freia nahm das kleine Paket, das ihr dex „Enterbte“ darbot, mit zögernder Hand. Der Umſtand, daß der „Ent= erbte“ gerade ihr das Päckchen geben wollte, mußte ſie bez Jonders erregen, denn an der Stimme fonnte ſie Hako nicht exkennen, die Töne, die aus dem geſchloſſenen Viſir drangen, hatten etwas Dumpfes, das den Klang veränderte. Aber es war ihr, als zittere die Stimme des Geharniſchten, ein Ahnen überkam ſie, als ſei ihr der Mann kein Fremder, und es war das exklärlih, ſie wußte ja von Edda, daß der zu Wismar hingerichtete falſche Olaf niht Hako Torſten geweſen, daß der Mann, der wie ein Bruder mit ihr aufgewachſen, no lebe, daß er mit Edda nah Lübeck gereist ſei. Edda hatte nun freilich die UNeberzeugung auê= geſprochen, Hako Torſten werde infolge der Befehle, die Margaretha gegeben, auf Jeden als Betrüger zu fahnden, der für einen Sohn König Hakon’s gelten wolle, ſich nie wieder der Königin zu nahen verſuchen; aber in dieſem Augenbli> war es Freia, als könne der Mann, dex füx den Fall ſeines Todes ihr eine Botſchaft an die Königin gab, nur Hako ſein. Der Gedanke, ſo raſch wie er in ihr aufgeblibt, überwältigte jedes Bedenken, und dex Wallung ihres Gefühls nahgebend, flüſterte ſie : „Biſt Du es, Hako ?“

Der Gewappnete machte eine heftige Bewegung, es war, als zittere er im Panzer, aber ex ſchüttelte den Kopf, ex machte eine abwehrende Geſte; obwohl man feinen Zug ſeine? Antlißes, feine Linie ſeines Körpers unter dem Panzer zu ſehen vermochte, hatten doch beide Mädchen das Gefühl, als ſchauten fie ein Bild der Beſtürzung, des Schre>ens.