Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

104 D lebte Folfunger.

Zuverſicht ſtrahlte aus ihren Augen, als kein Anzeichen verrieth, daß der Aufmarſch ihres Heeres vom Feinde geſtört “ worden ſei ; ihre Bli>e ſuchten aber immer wieder einen entfernten Höhenzug, als erwarte ſie, daß ſi<h dort etwas Beſonderes ereignen ſolle, und als dies nicht geſchah, färbte ſih ihre Wange, man ſah die Ungeduld geſpannter Ex= wartung, ja Unruhe in ihren Zügen.

„Jh ſehe no< ni<hts vom Grafen Brahe,“ ſagte ſie endlich mit gepreßter Stimme, „er müßte jeßt dort auf der Höhe ſein; ex ſagte, er brauche höchſtens zwei Stunden, “um dort hinter dem Wäldchen hart in die Flanke des Feindes zu gelangen.

Von den Höhen in der Front und gegen den linken Flügel der Königin donnerten bereits die ſhwediſchen Feld= ſchlangen, der Kampf entbrannte an verſchiedenen Stellen, die gepanzerten Reitergeſhwader ſtießen an einander, aber das Auge der Königin ſchien nur für den einen Punkt Intereſſe zu haben, wo Graf Brahe hervorbrechen ſollte. Die Sonne warf ihre vollen Strahlen dorthin, man hätte das Blißen der Panzer ſehen müſſen, wenn Brahe die Anhöhen hinanſprengte, aber vergeblich harrte die Königin, es war nichts zu bemerken, und plößlich, als ob in leiden= ſchaftlicher Erregung ihr die Geduld reiße, befahl ſie, die Roſſe vorzuführen, fie wolle ſelber nachſehen, warum Brahe nicht angreife.

Die Räthe dex Königin warnten und beſchworen ſie vergeblich, ſi< keiner Gefahr auszuſeßen. Sie wies die Mahnenden zornig zurü>, aber es ſchien ihr zu gefallen, daß auh ihre Damen ſich bereit zeigten, ihr zu folgen.