Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Hiſtoriſcher Noman von E. H, v. Dedenroth. 111

als in die Hände Albre<t's fallen, da iſt es Beiden Plöß= li, als geſhähe ein Wunder. Eine Schaar Ritter naht von jenſeit der S<hlucht, voran der „Enterbte“ und der „Rächer“. Sie haben die Gefahr erkannt, in der die Kö= nigin ſ{<webt, und wagen das Unerhörte. Die Gepanzerten ſtürzen ſi< mit ihren Roſſen in die reißende Fluth können ſie die Königin niht retten, ſo wollen ſie auch zu Grunde gehen. Das Gefolge der beiden Ritter zögert, ihnen naczuſeßen, aber das Glüf iſt den Kühnen hold, der „Enterbte“, der zuerſt den Sprung gewagt, leitet das ſ<hwimmende Roß geſchi>t dur< die Strömung und findet cine Furth, der „Rächer“ folgt ihm, und als Hako glüdt= lich das jenſeitige Ufer erreicht, da folgt die ganze Schaar, ſie wirft ſi den Nittern König Albrecht's entgegen. Dex König ſtubt, es ſcheint, daß ihm die Feinde aus dem Erd= boden erſteigen. Das iſt wie Zauberſpuk, ein Lanzenſtoß des „Rächers“ und er ſtürzt vom Pferde, ein kurzer Kampf und ſeine Ritter, betäubt von dem unerwarteten Ueberfall, ſenken die Lanzen und ſtre>en die Waffen, da ſie ſehen, daß ihr König und Feldherr gefangen iſt.

Die Scene, die wir hier mit vielen Worten gemalt, ivar das Werk weniger Minuten, und der ungeheure Wechſel der Eindrü>e, der ſich für die Königin und ihre Damen in den Raum einex kurzen Spanne Zeit drängte, war von fo gewaltigen Erregungen begleitet, daß die Frauen kaum die einzelnen Momente zu faſſen vermochten, und, als das Handgemenge mit dem Waffenſtre>en der Feinde endete, wie betäubt vor ſi hinſtarrten, als fönnten ſie noh nicht glauben, was geſchehen.